16 Jahre lang war sie jetzt an unserer Schule tätig. Nun geht unsere liebe Frau Stief in ihren wohlverdienten Ruhestand. Ich, ein langjähriger Schüler von ihr, hatte die Ehre, sie zu interviewen.
Wie lange sind Sie schon Lehrerin?
Ich bin seit 42 Jahren Lehrerin und habe drei Jahre studiert. Seit 16 Jahren bin ich hier an dieser Schule tätig. Davor in Sulzbach-Hühnerfeld. Diese Schule wurde aber inzwischen abgerissen.
Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Lehrerin zu werden?
Das ist eine ganz lustige Geschichte. Als ich mit 6 Jahren in die Grundschule kam, war ich direkt von diesem Beruf begeistert, obwohl ich eine schreckliche Lehrerin hatte. Vielleicht wollte ich damals schon alles besser machen als diese Lehrerin. Nach dem Abitur habe ich überlegt, in einen handwerklichen Beruf wie Ingenieurin zu gehen, da ich gerne Mathe und Physik gemacht habe. Später war wieder klar: Nein ich will Lehrerin werden und habe diese Entscheidung niemals bereut. Kein einziges Mal. Es war zwar nicht immer leicht, aber bereut habe ich diese Entscheidung nie. Ich weiß, das ist nicht bei vielen so, aber ich habe diesen Beruf gerne gemacht und habe das Richtige gewählt.
Was hat Ihnen an Ihrem Beruf am besten gefallen?
Am besten hat es mir einfach gefallen, junge Menschen weiter zu bringen, auch mal gegen ihren Willen, aber auch Spaß zu haben und lustig zu sein. Mir haben auch Schüler wie du zum Beispiel immer gefallen, mit denen man Spaß haben kann, was für mich ganz wichtig ist, wenn ich in einer Klasse unterrichtet habe. Unterricht, wo man nur mit Daumen drauf unterrichtet, das gefällt mir überhaupt nicht. Dazwischen auch lustig sein, Scherze machen aber auch wieder Schluss und wieder weitermachen. Das war das Beste.
Sind Sie früher gerne in die Schule gegangen?
Teils teils zu Beginn. Die ersten vier Grundschuljahre bin ich gerne gegangen, außer wenn wir diese schreckliche Lehrerin, Gott hab sie Seelig sie ist mittlerweile längst verstorben, hatten. Dann war ich in der Realschule und die hat mir auch sehr gut gefallen. Danach habe ich Aufbaugymnasium gemacht, welche die schwierigsten Jahre waren. Danach Abitur und Studium. Also die drei Jahre nach der Realschule, die waren nicht so gut, aber ansonsten hat mir die Schule immer gefallen.
Montagmorgen! Was ist Ihr erster Gedanke?
Mein erster Gedanke Montagmorgens ist ganz ehrlich: Oh, jetzt geht die Woche los. Eine lange Woche liegt vor mir. Wenn ich dann aufgestanden bin, dann ist alles gut und wenn ich in der Schule bin sowieso. Ich gehe fast jeden Tag gerne, nicht immer und nicht an allen Tagen, aber fast jeden Tag gerne in die Schule.
Was machen Sie gerne in Ihrer Freizeit?
Sehr viel. Darauf freue ich mich auch am meisten. Ich gehe in meiner Freizeit gerne in den Garten, um dort zu arbeiten, zu lesen oder abends mein Glas Wein zu trinken. Dann treffe ich mich sehr gerne mit ganz lieben Freunden, auch teilweise Kollegen oder Kolleginnen hier aus der Schule aber auch mit anderen Freunden. Ich besuche gerne meine Kinder und Enkelkinder, gehe gerne ins Kino, ins Theater, schaue Kabarett und höre gerne Jazz Musik. Das sind so meine Hobbys.
Sie stehen jetzt kurz vor Ihrer Rente. Fällt Ihnen der Gedanke schwer?
Ja! Das ist aber ein Auf und Ab. Ich merke das seit 14 Tagen. Manchmal denke ich: Gott sei Dank endlich Schluss, weil alles sehr anstrengend ist und ich mit 65 Jahren einfach jetzt auch müde bin. Aber ich vermisse auch die Schule jetzt schon. Vermisse die Schülerinnen und Schüler, meine Kollegen und Kolleginnen. Das wird mir schon sehr schwer fallen, aber ich bin auch froh, dass es jetzt nicht mehr lange bis zur Rente ist. Wie gesagt beides zusammen im Moment.
Was haben Sie dann vor? Etwas Besonderes vielleicht? Ein neues Instrument erlernen, neues Hobby…?
Nein, nein. Was habe ich vor? Ich habe vor, all das, wofür ich im Moment nicht so viel Zeit habe, intensiver zu machen, wie eben Garten, Enkelbetreuung, lesen, aber mich auch zu verpflichten. In der Flüchtlingshilfe mehr tätig zu sein, als ich das im Moment mache, da ich dann einfach mehr Zeit habe. Darauf freue ich mich am meisten. Ich habe aber keine große Reise vor. Ansonsten ruhen und mal langsam zu mir kommen. Sonst immer mal überlegen was ich noch aus meiner vielen Freizeit mache, die ich wahrscheinlich gar nicht habe. Ich höre oft von den Kolleginnen und Kollegen, die schon in Rente sind, dass sie nie Zeit haben. Die sind immer beschäftigt. Ich bin mal gespannt ob es mir auch so gehen wird.
Haben oder hatten Sie ein Vorbild?
Ja, eine Kollegin! Eine ältere Kollegin die an der Schule in Sulzbach war. Als ich da hinkam, war diese Kollegin mein großes Vorbild. Diese Frau hat so ähnlich unterrichtet und ist mit den Schülern umgegangen wie ich heute. Das war ein sehr wichtiges Vorbild für mich.
Sie sind ja unsere gute Küchenfee in der Schule. Hat Ihnen das Kochen mit Schülern immer Spaß gemacht?
Fast immer hat es mir Spaß gemacht. Ich mache es gerne, weil es mir auch wichtig ist, den Schülern noch mal beizubringen etwas selbst zuzubereiten, da heute oft Fast Food das Essen bestimmt. Bei den Schülern und Schülerinnen kommt das Essen oft aus der Packung, von der Würstchenbude oder von „Mac Doof“. Und überhaupt, das Essen zu kochen aber auch nochmal die alten Rezepte raus zu nehmen und etwas selbst zu machen. Eine Suppe selbst zu machen, einen Kuchen zu backen und gesunde Ernährung noch mal zu erlernen. Das war ganz wichtig und ich habe auch festgestellt, dass das vielen Schülern Spaß gemacht hat. Einmal im Jahr durften die Schüler in Kleingruppen selbst bestimmen, was sie kochen, und da hat ganz selten mal jemand auf die einfachen Rezepte zurückgegriffen, sondern haben alte Rezepte von den Eltern oder Großeltern genommen oder die Rezepte, die sie bei mir gelernt haben. Vor zwei Jahren wurde auch ein Rezeptbuch hier erstellt mit meinen Rezepten und den Rezepten von Schülern, das auch am Schulfest verkauft wurde, welches in Nullkommanix vergriffen war. Das habe ich und Frau Karge mit meinen Schülern gemacht. Ja, und das hat mir am meisten Spaß gemacht. Den Schülern etwas beizubringen und ihnen zu zeigen, dass sie schnell eine gesunde und leckere Mahlzeit machen können.
Haben Sie uns noch was zu sagen?
Gerne. Ich möchte sagen, dass ich nicht einfach in der Versenkung verschwinden werde, sondern dass ich diese Schule immer wieder mal besuchen werde. Das weiß ich jetzt schon. Auch dass ich gerne an Festen komme und Teilnehme. Ich hoffe, dass ich auch beim Abschluss der jetzigen 10M1 dabei sein kann. So ganz ohne Schule schaffe ich es wahrscheinlich nicht. Ich werde ab und zu hier Erscheinen und mal gucken, wie das ohne mich läuft. Wichtig ist auch für mich dann zu merken, dass es auch ohne mich geht. Das ist eine Erfahrung, die ich selber noch machen muss. Es geht ohne mich und es geht auch ohne mich gut. Das hoffe ich sehr, aber ich werde dann mal schauen ob das auch tatsächlich so der Fall ist.
Möchten Sie unseren Schülern noch etwas mit auf den Weg geben?
Ja, ich möchte Ihnen auf den Weg geben, dass es hier an dieser Schule ganz ganz viele sehr sehr gute und engagierte Lehrer gibt, dass sie sich den Aufgaben stellen, dass sie aber auch darauf bedacht sind, dass sie miteinander auskommen. Etwas was mich sehr bedrückt hat, waren die vielen Streitereien und das Mobbing unter den Schülern. Was unter einigen Schülern über die modernen Kommunikationsgeräte läuft. Das ist etwas was manchmal ganz heftig ist und ich wünsche den Schülern und der Schule, dass das weniger wird und am besten aufhört. Ich weiß aber das ist Wunschdenken. Das wird nicht aufhören, aber ich hoffe, dass es besser wird. Dass sie lernen miteinander klarzukommen.
Es gibt aber auch sehr sehr sehr viele Schüler hier an der Schule, die das vorbildlich machen und dass die eben für die anderen zum Vorbild werden. Genau! Das wären so meine Worte.
Dann bedanke ich mich bei Ihnen für das Interview
Ich danke auch.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die vielen Jahre, die sie als Koryphäe in Biologie und Mathe gemeistert haben bedanken. Aber auch dafür, dass sie Ihre Stunden mit viel Witz und Humor gemeistert haben und immer so viel wie möglich für die Schüler getan haben. Danke auch für den tollen Job, den Sie als Vertrauenslehrerin gemacht haben. Ich wünsche Ihnen alles alles Gute für Ihre Rente. Genießen Sie sie.
Marvin Henniger – Klasse 10 M1
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